48°08'43.1"N 11°35'16.0“E, 2-Kanal Videoinstallation, 2014/2016
A video project by Saskia Groneberg
Tuesday, 30 August, 7 pm  

This screening is the finissage of Saskia Groneberg's exhibition Vesuv, Venus, curated by Rosali Wiesheu (see below).

 



The exhibition VESUV, VENUS is a photo project by Saskia Groneberg •   
 
curated by Rosali Wiesheu• opening reception: Friday, July 29th, 7 pm • opening hours: Friday, 2 - 6 pm and by appointment +49 (0) 157 303 45 737 • until August 26th

  

Mit Vesuv, Venus zeigt Saskia Groneberg (*1985) eine fragmentarische ­Bildergeschichte, entstanden in der historischen Kulisse des ersten großen Landschaftsparks auf dem europäischen Festland, dem Wörlitzer Park. Zwischen 1765 und 1813, unter der Ägide von Fürst ­Leopold III. Friedrich Franz v. Anhalt-Dessau nach Englischen Vorbildern angelegt, war dieser ein Experimentier­ und Pionierprojekt, das die rasante Ausbreitung der revolutionären neuen Gartenarchitektur außerhalb Englands begründete. Tausende Parks, wie der von Friedrich Ludwig v. Sckell konzipierte Englische Garten in München, lösten in den kommenden Jahrzehnten den absolutistischen Herrschaftsgarten ab. Idealisierte Landschaften und die Verehrung der Antike standen für eine neue Zeit, und eine neue Vorstellung von Mensch und Natur.

 Auf Saskia Gronebergs Fotografien in den Formaten von 70 ×100 und 50×70 cm beobachtet man Kinder, wie sie in göttlichen Posen einen künstlichen Abhang herunterklettern – aufgenommen durch die versteinerten Beine einer Venus Medici hindurch, die inmitten eines Säulenrundbaus kontra­postiert. Man begleitet einen Pfau dabei, wie er vor fotografierenden Touristen um einen Busch flüchtet und erspäht durch die kahlen Zweige eines verästelten Gestrüpps einen gewaltigen, unförmigen Nachbau des Vesuv. Die Darstellungen und Sequenzen in schwarz-weiß verschleiern bewusst die den Bildern zugrunde liegende Zeitlichkeit. Erst bei näherer Betrachtung entdeckt man jahreszeitliche Unterschiede an der Belaubung der Bäume und die Spuren der Jetztzeit an der Bekleidung der Besucher, an metallenen Geländern oder Rankhilfen aus Plastik.

Insgesamt 120 Fotografien in und aus dem Wörlitzer Park hat Saskia Groneberg in einem Künstler­buch zu einer Geschichte verflochten. Die Ausstellung Vesuv, Venus konzentriert sich auf eine Auswahl von elf ­Arbeiten, die durch ihre spezifische Anordnung im Raum, durch Wiederholungen von Bildelementen und Verknüpfungen von Szenerien, eine Dramaturgie der Blickachsen hervorbringt, die ein mehrschichtiges, dynamisches Narrativ erzeugt. Vesuv und Venus nehmen dabei, als Antipoden des Kunstschönen entgegen dem Erhabenen, Schlüsselpositionen ein. Dabei sind beide – die Nach­ahmung einer Kuriosität der Natur und die Imitation eines von Menschen erschaffenen Mythos – ihrerseits Kopien, die als stilgebende Elemente einen überdimensionalen Garten dekorieren, der selbst Kopie einer Idealvorstellung ist: Denn viele der ersten Parks wurden auch mit Blick auf die gemalten Ideallandschaften eines Nicolas Poussin oder Claude Lorrain konzipiert.

Saskia Groneberg spielt subtil und intelligent mit diesem künstlerischen Übersetzungsprozess und enttarnt die paradiesisch anmutende Landschaft als eine Illusion, als eine Kulisse, die heute wie vor zwei Jahrhunderten grundlegende menschliche Sehnsüchte und Bedürfnisse bedient.

 

Rosali Wiesheu