LISA SOLBERG // CRY WOLF

Aus allem, was für gewöhnlich außerhalb ihres Erfahrungshorizontes liegt, zieht sie ihre Inspiration. Genauer: Aus dieser Differenz. Dem so in gewisser Weise fetischisiertem Fremden begegnet Solberg auf zweierlei Weise: bewusst und unterbewusst. Sie überhöht ihr Unterbewusstsein zur zwar selbstimmanenten aber doch autonom agierenden Muse, die mit ihrem kognitiven Ich in Dialog tritt. Das bildnerische Ergebnis ist das Resultat dieser dialogischen Auseinandersetzung. 
Außerdem leitet die Künstlerin aus dieser Diskrepanz ihre Stilbezeichnung her: Sie ordnet sich selbst einem Schizophrenen Abstrakten Expressionismus zu.

Für die Ausstellung CRY WOLF, schöpft Solberg ihre Inspiration aus der Natur, dem strukturell Oppositionellen zum Stadtraum. Dabei ist die Künstlerin besonders an der Erforschung der Bandbreite möglicher Kontaktzonen beider Räume interessiert, die in der Stadt zu finden sind. Sie untersucht in Ihren Arbeiten die Überlagerung beider Räume, ihr Aufeinandertreffen und das gegenseitige aufeinander Einwirken. 
Unmittelbare Eindrücke aus der Stadt München schreiben sich so in die pulsierend abstrakten Arbeiten ein, die nun das Organische der Natur bestreben nachzuahmen. Gleichzeitig bleibt die Perspektive der Künstlerin die einer Stadtbewohnerin. Ihre individuelle Ästhetik ist charakterisiert von der Juxtaposition urbaner und ruraler Elemente. 

Die Ausstellung dokumentiert nicht nur die individuelle Sichtweise der Künstlerin auf die Natur, sondern aktualisiert auch die in der Kunstgeschichte traditionsreiche Auseinandersetzung des Stadtmenschen mit der Natur. Die Polarität Stadt – Land findet sich im Ausstellungsraum inszeniert.